Spirituelle,  religiöse  und  christliche Schlangen

15.03.2020

Hausschlangen, Giftschlange, Schlangen Gift, Schlangen Mythos und Schlangensegen. Was bedeutet für uns das Wort Schlange, was assoziieren wir, wenn wir das Wort Schlange hören oder lesen, welche Gefühle haben wir mit den Schlangen, sind die Gefühle positiv oder eher negativ. Kommt eine Art Ekelt in uns hoch, wenn wir an ein Reptil denken, das sowohl im Wasser als auch auf dem Land zu Hause ist, dass sich im Erdreich verbergen kann und dort lebt und scheinbar lautlos aber gefährlich nach unserem Leben trachtet, oder sind wir eher fasziniert, mit einer gewissen Ehrfurcht verbunden, wenn wir die Schlange mit mythischen Wesen wie Drachen und Tatzelwürmern, über diese erzählt man seit ewigen Zeiten in den Gebirgsdörfern der Alpen Sagen und Geschichten als unheimliche Fabelwesen. In einigen Tälern gab es eine Büffel- Natter, in anderen Tälern der Tatzelwurm, vor dem sich Wanderer fürchteten konnten. Wahrscheinlich waren es aber die gleichen unheimlichen Tiere, die wie die Geist-Wesenheiten ihre materielle Erscheinung immer den Gedanken oder der Phantasie des Betrachters anpassen. Oder mit den Gorgonen Schwestern, die Medusa ist in der griechischen Mythologie eine Gorgone, die Tochter der Meeresgottheiten Phorkys und Keto sowie die Schwester von Stheno und Euryale. Sie waren als einzige der drei Gorgonen sterblich.

Oder mit der Tempel Schlange Naga, sie stammt aus dem Sanskrit, männlich nāga, weibliche nagi oder nagini bezeichnet in der indischen Mythologie ein Schlangenwesen oder eine Schlangengottheit. In der Darstellung gibt verschiedene Formen, entweder in kompletter Schlangengestalt, als Mensch mit Schlangenkopf oder ein menschlichem Körper in Schlangengestalt übergehend. Es gibt auch Darstellungen mit mehrköpfigen Schlangen oder einer mehrköpfigen Kobra Haube. Im Nordosten Indiens existiert eine spezielle Schlangengöttin Manasa. Manasa aus dem Sanskrit mānasa, dem Geist Manas entsprungen, geistig, beseelt; im Geist vorgestellt, Krankheit im Geist, psychisch erfassen, das geistige Vermögen einsetzen.

Symbolisiert die Schlange für die Macht über Leben und Tod oder eher die Weisheit und Magie der alten Religionen. Nicht nur heute ist die Symbolik der Schlange wechselseitig, vielschichtig und sehr subjektiv. Viele Mythen, Geschichten, Sagen, Märchen und Halbwahrheiten, aber auch gesellschaftliche Tabus, bilden ein undurchsichtiges Gesamtbild. Das ist nicht unbedingt ein neues Phänomen. Schon seit Beginn der schriftlichen Aufzeichnungen und bildlichen Darstellungen gibt es diese vielschichtige Bewertung der Schlange.
Im deutschen Sprachraum, dem Baltikum und in Skandinavien gab es beispielsweise lange Zeit den Brauch eine Hausschlangen zu verehren oder sogar anzubeten und mit Opfergaben zu beschenken. Der Ursprung dieser Verehrung geht sicherlich bis in antiken, bzw. vorchristlichen Vorstellungen zurück.

In der römischen Kultur galten Schlangen, die sich unter der Türschwelle eines Hauses oder im Haus angesiedelt hatten. Diese Schlangen wurden als Inkarnation der Seelen von verstorbener Hausbewohner angesehen und als solche wurden die Schlangen vereehrt. Die Schlange galt als spiritus familiaris, lateinisch Geist der Familie.

Auch die Laren, Hausgötter des römischen Haushaltes, wurden oft als Schlangen dargestellt. Als genius loci, lateinisch göttliche Seele des Ortes, schützte die Hausschlange das Anwesen und dessen Bewohner vor Unglück, Krankheit und Unwettern.

Als Wächter des Toten Reiches und Symbol für die Seele der Verstorbenen, wurden Schlangen Darstellungen auf Gräber der römischen Besatzer auch im germanischen und keltischen Siedlungsgebiet gefunden. Dies war die Form der Gestaltung von Gräbern, wie sie auch in der italienischen Heimat zu finden war.
Hausschlangen wurden nicht nur verehrt sondern auch gepflegt, man gab ihnen von den eigenen Speisen, vor allem Milch, in der Hoffnung, dass sie den Hausbesitzern und Bewohnern Glück und Wohlstand bringen würden. Hausschlangen zu töten war tabu, man war der Überzeugung der Tod der Hausschlange bringe den Bewohnern Unglück und Todesfälle in der Familie. Dieser Glaube und die Verehrung der Hausschlange hat sich in weite Teile des germanischen Siedlungsgebietes übertragen und konnte dort auch nachgewiesen werden. In der Gegend um Schlesien und im Spreewald glaubte man an einen engen Zusammenhang zwischen Hausschlangenpärchen und Ehepaar des Hauses. Starb ein Teil des Schlangenpaares, so war auch dem Hausvater oder der Hausmutter der Tod prophezeit. Diese Beobachtung konnte wissenschaftlich betrachtet auch sehr oft rein zeitlich zusammenfallen.

Auch aus dem Skandinavischen Raum ist die glückbringende Hausschlange bekannt. Hier wurde in Schweden ganz besonders die weiße Schlange mit Ehrfurcht gepflegt.

Aus Altpreußen, Lettland und Litauen ist ebenfalls ein Kult um die Hausschlangen überliefert. Nach der Sage gab es dort die Verehrung von Schlangen in Tempeln und Nahrungsopfer, die durch das Volk bei Besuchen der Tempel erbracht wurden. In Altpreußen sollen die Frauen zu den Schlangen gepilgert sein um mit Gebeten an die Schlangen um die Erfüllung des Kindersegens gebetet haben.
In einigen Berichten gibt es Überlieferungen dass es mit frei lebenden Schlangen Zukunftsdeutungen und Orakel gegeben hat. Das Orakel hat sich so abgespielt, traf man beim ersten Weg des Tages, auf eine Schlange, hatte diese Begegnung Orakel Funktion. So galten besonders weiße Schlangen als günstig für Reichtum und Wohlstand.

Kronen Schlangen nannte man diejenigen, die durch ihre Zeichnung eine Art Krone auf ihrem Kopf erkennen ließen. Auch ihnen sagte man nach, für Wohlstand sorgen zu können.

Schlangen galten allgemein als Ehe Verkünderinnen, Fruchtbarkeit fördernd und Geburten anzeigend. Als ungünstiges Omen galt es einer schwarzen Schlange zu begegnen. Diese konnte, so glaubte man, eine Hungersnot anzeigen, schwere Krankheit bringen, Erdbeben und Hauseinsturz andeuten oder Streit, Verleumdung und Tod bedeuten. Sollte eine Schlange aggressiv erscheinen oder ein Opfer von der Hausschlange nicht angenommen werden, ließen diese Erscheinungen ebenfalls nichts Gutes bedeuten.
Die Ursache für dieses unterschiedliche Bild der Schlange in unserem Kulturkreis ist die ebenso unterschiedliche religiöse Basis.

Unsere heidnischen Vorfahren, Kinder der einheimischen germanischen oder keltischen Bevölkerung mit römischen Einwanderern, akzeptierten die Schlange noch als Glückssymbol, als Bote für Wohlstand, Fruchtbarkeit und Weisheit. Sie sahen die Schlange als Begleiter der Götter, dadurch wurde ihnen eine besondere Verehrung zu Teil, das Verhalten jeder Schlange wurde in die tägliche Deutung als Vor- bzw. Anzeichen einbezogen. Diese Vorstellungen hielten sich bis in die Neuzeit, das trotz aller Versuche der christlichen Kirchen, den Aberglauben zu beseitigen.

Das Gegenteil wurde von den Christen eine schlangen- feindliche Einstellung heraufbeschworen, die der christlichen Kirche als alleiniger Verursacher zugeschrieben werden muss. Diese Schlangen- feindliche Haltung bedingte die schlimm anmutende Geschichte der Eva und der Schlange am Baum der Erkenntnis sowie der noch schlimmeren Vorstellung der Erbsünde, dass die durch Evas Wunsch nach Erkenntnis in die Welt gebracht wurde. Diese entwürdigende Darstellung der Schlange führten zu extremen Auswüchsen im Umgang mit Schlangen. Es entstand ein sowohl unchristliches Verhalten als auch ein höchst unspirituelles Verhalten als christliches Leitbild, das an Frevel an der Natur nur mehr, auch wieder von den Christen hervorgerufen, durch die Inquisition übertroffen wurde.

Die Christen mussten sogar Christus, Maria und alle Heiligen fortan zum helfen einsetzen, die todbringenden oder doch zumindest Sünde bringenden Tiere durch Schlangenschlachten eher auf Abstand zu halten, da die Gläubigen sonst das Leben der Schlangen zu vernichten drohten.

Waren Schlangensegen ursprünglich in der Antike, in Ägypten, Griechenland und Rom nur zur Heilung von Schlangenbissen üblich, wurden die heilbringenden Beschwörungsformeln im Christentum gegen die Tiere verwendet. Schlangensegen, so missbrauchte man das Wort Segen, sollten die Reptilien von menschlichen Behausungen fern halten oder sie zumindest vom Beißen abhalten.
Auf der einen Seite die Verteufelung von Schlangen und ihre kultisch anmutende Verehrung in Häusern andererseits, zeigen den Widerspruch der durch die Vermischung religiöser Vorstellungen der Antiken mit den Christlichen entstehen kann. Dem Volkszorn gegen die Schlange wurden Amulette, Schmuckstücke und Hausverzierungen als Motiv der Schlange dennoch weiterhin gerne verwendet, schließlich wollte man nicht so ganz auf die Schutz bringenden Wirkung des Reptils verzichten. Womit sich die Widersprüchlichkeit der Christen neuerlich manifestiert.

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