Spirituelle, religiöse und christliche Schlangen
Hausschlangen, Giftschlange, Schlangen Gift, Schlangen Mythos und Schlangensegen. Was bedeutet für uns das Wort Schlange, was assoziieren wir, wenn wir das Wort Schlange hören oder lesen, welche Gefühle haben wir mit den Schlangen, sind die Gefühle positiv oder eher negativ. Kommt eine Art Ekelt in uns hoch, wenn wir an ein Reptil denken, das sowohl im Wasser als auch auf dem Land zu Hause ist, dass sich im Erdreich verbergen kann und dort lebt und scheinbar lautlos aber gefährlich nach unserem Leben trachtet, oder sind wir eher fasziniert, mit einer gewissen Ehrfurcht verbunden, wenn wir die Schlange mit mythischen Wesen wie Drachen und Tatzelwürmern, über diese erzählt man seit ewigen Zeiten in den Gebirgsdörfern der Alpen Sagen und Geschichten als unheimliche Fabelwesen. In einigen Tälern gab es eine Büffel- Natter, in anderen Tälern der Tatzelwurm, vor dem sich Wanderer fürchteten konnten. Wahrscheinlich waren es aber die gleichen unheimlichen Tiere, die wie die Geist-Wesenheiten ihre materielle Erscheinung immer den Gedanken oder der Phantasie des Betrachters anpassen. Oder mit den Gorgonen Schwestern, die Medusa ist in der griechischen Mythologie eine Gorgone, die Tochter der Meeresgottheiten Phorkys und Keto sowie die Schwester von Stheno und Euryale. Sie waren als einzige der drei Gorgonen sterblich.
Oder mit der Tempel Schlange Naga, sie stammt aus dem Sanskrit, männlich nāga, weibliche nagi oder nagini bezeichnet in der indischen Mythologie ein Schlangenwesen oder eine Schlangengottheit. In der Darstellung gibt verschiedene Formen, entweder in kompletter Schlangengestalt, als Mensch mit Schlangenkopf oder ein menschlichem Körper in Schlangengestalt übergehend. Es gibt auch Darstellungen mit mehrköpfigen Schlangen oder einer mehrköpfigen Kobra Haube. Im Nordosten Indiens existiert eine spezielle Schlangengöttin Manasa. Manasa aus dem Sanskrit mānasa, dem Geist Manas entsprungen, geistig, beseelt; im Geist vorgestellt, Krankheit im Geist, psychisch erfassen, das geistige Vermögen einsetzen.
Symbolisiert
die Schlange für die Macht über Leben und Tod oder
eher
die
Weisheit und Magie der alten Religionen. Nicht nur heute ist die
Symbolik der Schlange wechselseitig,
vielschichtig und sehr
subjektiv.
Viele Mythen, Geschichten,
Sagen, Märchen
und Halbwahrheiten, aber auch gesellschaftliche Tabus, bilden
ein undurchsichtiges
Gesamtbild. Das ist nicht
unbedingt ein
neues Phänomen. Schon seit Beginn
der schriftlichen Aufzeichnungen und bildlichen Darstellungen gibt es
diese vielschichtige
Bewertung
der Schlange.
Im deutschen Sprachraum, dem Baltikum und in
Skandinavien
gab es beispielsweise lange Zeit den
Brauch eine
Hausschlangen zu verehren oder
sogar anzubeten und
mit Opfergaben zu beschenken. Der
Ursprung dieser
Verehrung geht
sicherlich
bis
in antiken, bzw. vorchristlichen Vorstellungen zurück.
In der römischen Kultur galten Schlangen, die sich unter der Türschwelle eines Hauses oder im Haus angesiedelt hatten. Diese Schlangen wurden als Inkarnation der Seelen von verstorbener Hausbewohner angesehen und als solche wurden die Schlangen vereehrt. Die Schlange galt als spiritus familiaris, lateinisch Geist der Familie.
Auch die Laren, Hausgötter des römischen Haushaltes, wurden oft als Schlangen dargestellt. Als genius loci, lateinisch göttliche Seele des Ortes, schützte die Hausschlange das Anwesen und dessen Bewohner vor Unglück, Krankheit und Unwettern.
Als
Wächter des
Toten Reiches
und Symbol für die Seele der Verstorbenen, wurden
Schlangen Darstellungen
auf
Gräber der römischen Besatzer auch
im germanischen und keltischen Siedlungsgebiet gefunden.
Dies
war die Form der Gestaltung von Gräbern, wie
sie
auch
in der italienischen Heimat zu
finden war.
Hausschlangen wurden nicht
nur verehrt sondern auch gepflegt,
man gab ihnen von den eigenen Speisen, vor allem Milch, in der
Hoffnung, dass sie den Hausbesitzern und
Bewohnern Glück
und Wohlstand bringen
würden.
Hausschlangen
zu töten war tabu, man war
der Überzeugung
der Tod
der Hausschlange bringe den Bewohnern Unglück und Todesfälle in der
Familie. Dieser Glaube und die Verehrung der Hausschlange hat
sich in
weite Teile des germanischen Siedlungsgebietes übertragen
und konnte dort auch nachgewiesen
werden.
In der
Gegend um Schlesien
und im Spreewald glaubte man an einen
engen
Zusammenhang
zwischen Hausschlangenpärchen und Ehepaar des Hauses. Starb ein
Teil des Schlangenpaares, so war auch dem Hausvater oder der
Hausmutter
der Tod prophezeit. Diese
Beobachtung konnte wissenschaftlich betrachtet auch sehr oft rein
zeitlich zusammenfallen.
Auch aus dem Skandinavischen Raum ist die glückbringende Hausschlange bekannt. Hier wurde in Schweden ganz besonders die weiße Schlange mit Ehrfurcht gepflegt.
Aus
Altpreußen, Lettland und Litauen ist ebenfalls
ein Kult um die Hausschlangen überliefert. Nach
der Sage
gab es dort die Verehrung von Schlangen in Tempeln und Nahrungsopfer,
die
durch das Volk bei
Besuchen der Tempel erbracht wurden.
In Altpreußen sollen die Frauen zu den Schlangen gepilgert
sein um
mit
Gebeten an die Schlangen um die
Erfüllung des Kindersegens
gebetet haben.
In
einigen Berichten
gibt es
Überlieferungen
dass
es mit frei lebenden Schlangen
Zukunftsdeutungen und Orakel gegeben
hat.
Das
Orakel hat sich so abgespielt, traf
man beim ersten Weg
des Tages, auf eine Schlange, hatte diese Begegnung Orakel Funktion.
So galten besonders weiße Schlangen als günstig für Reichtum und
Wohlstand.
Kronen Schlangen nannte man diejenigen, die durch ihre Zeichnung eine Art Krone auf ihrem Kopf erkennen ließen. Auch ihnen sagte man nach, für Wohlstand sorgen zu können.
Schlangen
galten allgemein
als Ehe Verkünderinnen,
Fruchtbarkeit fördernd und Geburten anzeigend. Als ungünstiges Omen
galt es einer schwarzen Schlange zu begegnen. Diese konnte, so
glaubte man, eine Hungersnot anzeigen, schwere
Krankheit
bringen,
Erdbeben und Hauseinsturz andeuten oder Streit, Verleumdung und Tod
bedeuten. Sollte
eine
Schlange aggressiv erscheinen
oder ein Opfer von
der
Hausschlange nicht angenommen werden,
ließen
diese Erscheinungen
ebenfalls nichts Gutes bedeuten.
Die
Ursache
für dieses unterschiedliche
Bild der Schlange in unserem Kulturkreis ist die ebenso
unterschiedliche
religiöse Basis.
Unsere heidnischen Vorfahren, Kinder der einheimischen germanischen oder keltischen Bevölkerung mit römischen Einwanderern, akzeptierten die Schlange noch als Glückssymbol, als Bote für Wohlstand, Fruchtbarkeit und Weisheit. Sie sahen die Schlange als Begleiter der Götter, dadurch wurde ihnen eine besondere Verehrung zu Teil, das Verhalten jeder Schlange wurde in die tägliche Deutung als Vor- bzw. Anzeichen einbezogen. Diese Vorstellungen hielten sich bis in die Neuzeit, das trotz aller Versuche der christlichen Kirchen, den Aberglauben zu beseitigen.
Das Gegenteil wurde von den Christen eine schlangen- feindliche Einstellung heraufbeschworen, die der christlichen Kirche als alleiniger Verursacher zugeschrieben werden muss. Diese Schlangen- feindliche Haltung bedingte die schlimm anmutende Geschichte der Eva und der Schlange am Baum der Erkenntnis sowie der noch schlimmeren Vorstellung der Erbsünde, dass die durch Evas Wunsch nach Erkenntnis in die Welt gebracht wurde. Diese entwürdigende Darstellung der Schlange führten zu extremen Auswüchsen im Umgang mit Schlangen. Es entstand ein sowohl unchristliches Verhalten als auch ein höchst unspirituelles Verhalten als christliches Leitbild, das an Frevel an der Natur nur mehr, auch wieder von den Christen hervorgerufen, durch die Inquisition übertroffen wurde.
Die Christen mussten sogar Christus, Maria und alle Heiligen fortan zum helfen einsetzen, die todbringenden oder doch zumindest Sünde bringenden Tiere durch Schlangenschlachten eher auf Abstand zu halten, da die Gläubigen sonst das Leben der Schlangen zu vernichten drohten.
Waren
Schlangensegen ursprünglich in der Antike, in
Ägypten, Griechenland und Rom nur zur Heilung von Schlangenbissen
üblich,
wurden die heilbringenden Beschwörungsformeln im Christentum gegen
die Tiere verwendet. Schlangensegen, so
missbrauchte man das Wort Segen,
sollten die Reptilien von menschlichen Behausungen fern halten oder
sie zumindest vom Beißen abhalten.
Auf
der einen Seite die
Verteufelung von Schlangen und
ihre kultisch anmutende Verehrung in Häusern andererseits, zeigen
den
Widerspruch der durch die Vermischung religiöser
Vorstellungen der Antiken
mit den Christlichen
entstehen
kann.
Dem
Volkszorn gegen die Schlange wurden
Amulette, Schmuckstücke und Hausverzierungen als
Motiv der Schlange dennoch weiterhin gerne verwendet,
schließlich wollte man nicht so ganz auf
die
Schutz
bringenden Wirkung des Reptils verzichten.
Womit
sich die Widersprüchlichkeit der Christen neuerlich manifestiert.