Schlangenpriesterin
Die geheimnisvolle Kultur der Minoer
Nach dem mythischen König Minos wird die in der Bronzezeit an zu siedelnde Kultur Kretas als minoisch, kretisch-minoisch oder kretominoisch benannt.
Die etwa zur gleichen Zeit entstandene Kultur des griechischen Festlandes wird als helladische bzw hellenistische Kultur bezeichnet. Als Hellenismus wird die ca 300 Jahre andauernde Epoche der antiken griechischen Geschichte vom Beginn mit Alexanders des Großen von Makedonien 336 v. Chr. bis zur Eroberung des ptolemäischen Ägyptens, des letzten hellenistischen Großreiches, in das Römische Reich im Jahr 30 v. Chr. bezeichnet. Allerdings scheint die minoische Kultur doch die früheste Hochkultur Europas zu sein.
Die minoische Kultur der Insel Kreta ist bis heute Europas geheimnisvolle Kultur geblieben. Die Geschichte hat noch nicht endgültig klären können, wie sie abgefasst war, wer sie letztlich regierte und wie sie schließlich unterging.
Nur ihre Symbole sind uns erhalten geblieben. Davon sind die Doppelaxt, das Labrys, heute noch als Wappensymbol erhalten. Die Axt, das Labyrinth, der Stier, der Krokus und die Schlangenpriesterin waren Symbole der Göttin.
Wir können Annehmen, dass die alten Griechen die Kultur der Minoer nur noch von den Ruinen her kannten und machten sich ihren eigenen Vorstellungen auf diese Funde. Dies dürfte die Entstehung der Mythen und Legenden um König Minos gewesen sein. Auch den genialen Erfinder Dädalus, eine Gestalt in der griechischen Mythologie sowie der kretischen Mythologie um den König Minos. Er war für seine Zeit ein besonderer Erfinder, Techniker, Baumeister und Künstler. Die von ihm geschaffenen Werke waren weit hin bekannt und die von ihm geschaffenen Figuren waren für die Zeit besonders lebensecht.
Das
Untier Minotaurus, eine Gestalt der griechischen Mythologie, die
ein Wesen mit menschlichem Körper und einem
Stierkopf
darstellt.
Die
jungen Helden Theseus, ein legendärer König von Athen. Er ist einer
der berühmtesten Helden der griechischen Mythologie, der mit Hilfe
Ariadnes, in der griechischen Mythologie die Tochter des kretischen
Königs, schließlich den Stiermenschen im Labyrinth von Knossos
tötete.
Neben
diesen
Legenden bleibt
die minoische Kultur etwas besonderes. Zum einen ist sie defacto
sehr
alt, die frühesten Paläste dürften
schon aus der Zeit um 2100 v. Chr., zum
Vergleich fast 2000 Jahre v.Chr. stammen,
zum anderen finden
sich
nur wenige
hierarchische Grundlagen.
Damit
ist nicht gesagt,
dass es
nicht arm
und reich gab, solche Unterschiede gab es sehr
wohl, doch können
geschichtlich keine
monumentalen Tempeln und Palästen, wie beispielsweise den Ägyptern
nachgewiesen
werden.
Es
waren die
minoische Paläste zwar reich verzierte Gebäude, dabei jedoch für
unsere Vorstellungen
regelrecht chaotisch gebaut.
Sie
haben große
zentrale Eingangsportale, alles wirkt sehr verschachtelt. Mächtige
Verteidigungsanlagen fehlen
bei
den Rekonstruktionen genauso.
Dennoch waren diese Paläste wihl
auch
die
Zentren des Landes. Die Wissenschaft
nimmt
inzwischen ziemlich
sicher an,
dass Kreta eine Theokratie war. Eine
Theokratie
ist die
Herrschaftsform, bei der die Staatsgewalt ausschließlich
religiös begründet
ist
und von einer Göttlich
ernannten
Person, einer Priesterin,
einem Priester oder
einer
sakralen
Institution wie
bei uns heute Bischof oder Kardinal ausgeht
und auf
der Grundlage religiöser Prinzipien ausgeübt wird.
Es führte demnach kein König oder Herrscher sondern ein Priester die Regierung. Auf Kreta könnte es sein, dass sich ein ganzes Priesterkollegium die Macht geteilt haben könnte. Dieses Priesterkollegium war aller Wahrscheinlichkeit nach weiblich. Die Hinweise darauf fanden sich in den Ruinen des Palastes von Knossos und weiteren Ausgrabungsstätten auf Kreta. Man sieht beispielsweise auf Freskenresten, auf Siegeln und an Hand von Statuen fast ausschließlich die Göttin, aber keinen Gott. Ebenso zeigt es sich mit den Darstellungen von Priestern, auch hier überwiegen die Frauen. Aus diesen Darstellungen kann man wohl entnehmen, dass alle religiösen Feste zumindest nach Geschlechtern getrennt oder weiblich dominiert gefeiert wurden, wobei natürlich sehr oft eine Frau als fleischgewordene Göttin im Mittelpunkt stand.
Zelebriert wurden die üblichen Vegetations- und Fruchtbarkeitsriten jedoch nicht nur in den Palästen, die über flächenhaft ausgedehnte religiöse Bezirke verfügten, sondern auch in Höhlen und auf Berggipfeln, den heiligen Stätten. Diese Stätten wurden von den Ahnen übernommen.
Bei den Tieren galten Tauben als heilig, scheinbar waren sie zu den Priesterinnen das Medium durch das sich die Göttin den Menschen mitteilen konnten.
Dies würde uns auch erklären warum die minoische Kultur fast keine Götterbildnisse hinterlassen hat. Die Begründung dürfte sein, dass die Göttin durch lebende Wesen in deren Verkörperung gesprochen hat, wodurch sie keine Statuen brauche um zu kommunizieren. Eine, jedenfalls mir bekannte Ausnahme gibt es, die sehr berühmte Schlangenpriesterin, einer ganz kleinen Statuette, die im Südteil des Palastes von Knossos gefunden wurde. Ihre Brüste sind entblößt und in den Händen hält sie zwei Schlangen, die sich winden, zugleich sitzt ein Panther auf ihrem Kopf.
Einige
offenbar
der Göttin
geweihte Votivgaben oder Votive, das
Wort stammt
vom
lateinischen
vovere, geloben ab
und
es
sind
Gegenstände, die aufgrund eines Gelübdes als symbolisches
Opfer einer überirdischen Macht öffentlich dargebracht werden.
Diese
Votivgaben verdeutlichen
uns ihren Herrschaftsbereich. Es
sind
getöpferte
Nachbildungen verschiedenster Meerestiere, die
ihre Herrschaft über die See symbolisieren, einfache Steine, wie
wir sie
überall
am
Land finden.
DIESE
deuten auf die Anschauung der Göttinnen Kulturen, dass alles
Göttlich ist, auch Steine.
Aus
meinem
bisherigen
Bericht
dürfte
schon zu
erkennen sein,
dass die minoischen Paläste keineswegs im
Stil der üblichen
Herrschersitze erstellt
wurden.
Sie waren weit
mehr schlichte
Zentren der gesamten
agierenden
Gesellschaft. Hier wohnten die Priesterinnen und, so
es welche gegeben hat,
Priester, hier wurden alle wichtigen religiösen Feste zelebriert,
Vorräte gelagert und die
verschiedensten
Güter produziert. Grundriss und Raumaufteilung sind bei allen
bekannten Palästen, Knossos, Festos, Malia und Kato Zakros nahezu
gleich.
Der Übergang vom Palast zur umgebenden Stadt war ebenfalls
fließend.
Weitere Funde dieser
Paläste verschaffen uns noch mehr Einblick in die Kultur von Kreta.
Im früher sogenannten Thronraum von Knossos bestätigen uns
Wand-Malereien,
die Pflanzen, Berge und Greife, ein Symboltier der Göttin zeigen,
die überwiegend
weibliche
Ausrichtung der damaligen
Gesellschaft.
Die Ausmalung des Raumes deckt sich zudem mit gefundenen Tonsiegeln,
die die Göttin einmal
als
Mutter der Berge, dann
als
Herrin der Tiere und als
Göttin
des heiligen Baumes zeigen.
Im Thronsaal nahm eine Priesterin auf dem noch heute vorhandenen Alabaster-Thron wahrscheinlich die Rolle der fleischgewordenen Göttin ein. Ein großes Becken in diesem Raum diente sicher der rituellen Waschung. Möglicherweise hielt die Priesterin zu den Zeremonien die von der Statue bekannten Schlangen in ihren Händen.
Nicht
bekannt
und geheimnisvoll bleiben bis heute die vielen Krokus Darstellungen,
die sich nicht nur in Knossos, sondern auch in anderen minoischen
Stätten
wie zum Beispiel auf der Insel Santorin oder an der ägyptischen
Küste finden. Auf den halbwegs
erhaltenen
Bildern werden die
Krokusse
von Affen gepflückt und der Priesterin bzw.
der Göttin
gereicht. Was genau es mit diesen Szenen auf sich hat, kann
bis heute nur
Spekulation bleiben.
Von den archaischen Kulten etwa von
800
v. Chr. bis
etwa 500 v. Chr. der Insel sind uns mehrere überliefert. Zum einen
das bekannte Stier- springen, das als Fruchtbarkeitskult oder
Iniziations-
Zeremonie
gedeutet wurde. Wie die religiösen Feste spielte sich das
in einem der großen Höfe der Palastanlagen ab. Junge Männer und
Frauen hielten
einen Stier bei den Hörnern, während Artisten über seinen Rücken
springen, ein auch
optisch nicht
ganz ungefährlicher Sport. Dabei wurde damals
das
Tier mit großem Respekt behandelt. Zwar gab es auch in Kreta
Tieropfer, doch ein Stier dürfte
nach dem Wissensstand der Geschichte nie
darunter gewesen sein. Dieses
Spiel zwischen Mensch und Tier wurde
somit
von Gleichberechtigung geprägt, im
Gegensatz zum
heutigen Spanien.
Eine
ganz andere Zeremonie sehen
wir auf
einem,
in Agia Triada gefundenes
Tonmodell. Hier wird
eine Priesterin dargestellt,
die zwischen zwei Pfeilern auf einer Schaukel sitzt
und schaukelt,
offensichtlich
in Trance. Die
Tauben,
die
auf den Pfeilern abgebildet
sind deuten
die nahende Präsenz der Göttin an. Diese musste manchmal auch mit
extremen Mitteln besänftigt werden. An
mindesten zwei Stätten
auf Kreta finden sich eindeutige Hinweise auf Menschenopfer. Auch
in
einem Gebäude der Palastanlage von Knossos fand man die Skelette
mehrere Kinder, denen scheinbar das Fleisch von den Knochen abgelöst
wurde.
Dies könnte als ein
Opfer an die Göttin, die die Insel immer wieder mit Erdbeben
heimsucht gewertet
werden.
In
deutlichem
Gegensatz zu diesen Opfern steht die völlige Abwesenheit von
Gewaltszenen in der minoischen Kunst. Diese
Kunsterkenntnis
und die herausragende Stellung der Frau haben zur Annahme geführt,
dass im minoischen Kreta das
Matriarchat als
Idiologie
bestanden haben muss,
dem der männliche Drang nach Krieg und Machtentfaltung wirkt
in den Erkenntnissen als fremd.
Doch ganz so monoton
ist es sicher
nicht
gewesen.
Wenn gleich
die Göttin von herausragender
Bedeutung für die minoische Kultur gewesen
sein dürfte,
so muss es doch einen Gott, zumindest
als ihren Gefährten
gegeben haben. Schon
deshalb, weil sie
einen
Gefährten brauchte,
der im Herbst starb, um im Frühjahr wiedergeboren zu
werden.
Die Wissenschaftler nehmen an, dass dieser Gott der Stier gewesen ist, immerhin stellt der Stier eines der heiligen Tiere der Minoer dar. Anders als vermutet lassen Waffenfunde und die weit verstreuten Kultstätten der Kreter um Ägäis und im Mittelmeer Raum gewisse Zweifel aufkommen, ob die regierte Priesterinnen Gesellschaft wirklich so friedliebend war, wie oft und gerne behauptet wird. Dazu kommt noch die Erkenntnis dass auf ägyptischen Wandgemälden nur Männer als Gesandte Kretas auf treten.
Bei allen Zweifeln und Überlegungen kann man eines sagen, Im Gegensatz zu den weiteren Kulturen des Mittelmeerraumes jener Zeit war die Gesellschaft der Minoer doch zumindest von deutlich klarer Gleichberechtigung geprägt. Doch wie das Leben auf Kreta genau aussah, wird wohl immer oder noch lange Zeit unklar bleiben, denn um 1450 v. Chr. fand die minoische Kultur samt ihren Palästen ein abruptes Ende. Selbst die Schrift der alten Kreter ist bis heute nicht vollständig entschlüsselt.