Allgemeine Vorbemerkung

15.03.2020

Traditionell werden die meisten Göttinnen und Götter, wenn sie mit der Heilkunde oder der Geburtshilfe in Verbindung gebracht werden, von Schlangen begleitet. Den römischen Heilgott Äskulap, Schutz Patron der Ärzte und weiterer Heilberufe, bekannt durch den berühmten Äskulapstab, um den sich eine Schlange, meist eine Natter windet. Aber auch andere heil-orientierten Branchen im Bereich der Medizin benutzen die Schlangen für ihre Berufs Symbole. Hier sind die Heilpraktiker, Hebammen, Apotheker und einige mehr.
Die wichtigste Ursache dafür sehe ich in der ambivalenten Bedeutung der Schlange. Sie ist einerseits zum Tod orientiert, denn durch das tödliches Gift einiger Exemplare assoziierte man diese Schlangen mit dem Jenseits, der Andrswelt. Zum anderen ist die Schlange aber auch als Heilerin bekannt. So gab es Kulten und Sagen, in denen den Schlangen Heilkraft nachgesagt wurden.

Im Heilkult des Asklepios, Äskulap und der Hygieia spielten heilige Tempel Schlangen eine wesentliche Rolle. Diesen Tempel Schlangen opferten die Menschen Milch und Speisen, hegten und pflegten sie, damit sie für die Gesundheit der Tempelbesucher gnädig gestimmt waren.

Der Legende nach hatte Asklepios zwei Schalen mit Blut von der Medusa, ein Ungeheuer mit Schlangenhaaren. Das Blut der einen Schale konnte töten, das andere heilen oder gar Tote zum Leben erwecken. Ein schöner Metapher, ein Ausdruck, bei dem ein Wort aus seinem ursprünglichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird, dies ist für die fließende Grenze zwischen tödlichem Gift und Heilmittel sicher der Fall. Im Kult des phrygischen Gottes, die Phryger ist die griechische Bezeichnung eines indoeuropäischen Volkes, das im 8. Jahrhundert v. Chr. in Anatolien ein großes Reich errichtet hatte. Der Gott dieses Volkes Sabazios, Herr des Ackerbaus und der Heilkunst, sollte die furchtlose Berührung der heiligen Schlange bereits Heilung bewirken. Sabazios stammt aus dem altgriechisch, auch Sabadios oder Sabazius, war ursprünglich wahrscheinlich eine kleinasiatische phrygische oder phönizische Gottheit. Er wurde von den Griechen und später auch von den Römern angenommene und mit Dionysos und Zagreus als Gottheit in Verbindung gebracht.
Einige Schlangenarten, wie die Vipern, Kreuzotter, Aspisviper, waren als giftig bekannt. Somit begann man schon in der Antike nach Heilmitteln zu suchen, die dem Menschen nach Bissen dieser Schlangen helfen könnten. Es gibt außerdem kaum eine Heilpflanze, der nicht irgendwie eine Wirkung gegen Schlangenbisse nachgesagt wurde, meistens war das allerdings mehr Wunschdenken. Schlangengifte sind chemisch gesehen komplexe Eiweiß- Enzym- Gemische, die nicht nur die Lähmung oder den Tod eines Beutetieres bewirken können, sondern sie beginnen auch bereits mit der Vorverdauung um der Schlange, die weder Arme noch Beine hat die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
Die Menschen suchten aber nicht nur Heilmittel gegen Schlangengifte, sondern sie nutzten die Schlangen auch, um Krankheiten zu heilen. Da die Schlange durch die Fähigkeit sich zu häuten als unsterblich oder zumindest ewig jung bleibend galt, hätten auch die Menschen diese Eigenschaften gerne nutzen wollten. So entwickelte man Jungbrunnen und Lebenselixiere mit Schlangenteilen. Sowohl Hippokrates um ca. 400 v. Chr. und auch Galenus 2. Jh.v.Chr. werden Rezepte mit zerkleinerten oder ganzen Giftschlangen nachgesagt. Ein berühmtes mittelalterliches Heilmittel ist der so genannte Theriak. Der Theriak galt als Gegenmittel gegen nahezu alle bekannten Gifte, als Verjüngungselixier und Potenzmittel. Der Theriak ist ein Antidot aus der Antike das gegen tierische Gifte zusammengestellt wurde und aus vielen Zutaten bestehende. Im Grunde ist die Basiszutat Honig und meist sind auch noch opiumhaltige Arzneianteile eingemischt, die gerade im Mittelalter als kostspieliges Universalheilmittel gegen viele Krankheiten und Gebrechen angewandt wurde.

Der Theriak enthielt mineralische, pflanzliche und tierische Inhaltsstoffe, auch Schlangenteile. Es gibt heute noch Menschen in den Alpen und Südosteuropa, die Heilgetränke und Pulver aus Schlangen herstellen. Dabei wird das tote Tier entweder in eine Flüssigkeit eingelegt, oder Kopf und/oder Schwanz der Schlangen verwendet, gekocht oder getrocknet und zu Pulver verarbeitet.

In der traditionellen chinesischen Medizin sind Schlangenprodukte nach wie vor sehr beliebt. Zum Glück für die Tierwelt werden diese Heilmittel, dank des Artenschutzes, sogar weltweit immer seltener.
Die moderne Pharmazie begann im 19. Jahrhundert erneut mit Schlangengiften zu experimentieren. Im Zuge der Theorien zur Homöopathie Hahnemanns, fanden auch die Schlangengifte einen Weg zurück in die Medizin. Einsatzgebiete waren Behandlungrn von Herz-Kreislauf Erkrankungen, Nervenleiden und Blutanomalien. Weiters sagt man ihnen immunstimulierende und revitalisierende Kräfte nach. Heute wird das rein Gift zur Herstellung von Antiseren, Gegengiften, als Basis für Blutgerinnungstests sowie zur Herstellung homöopathischer Arzneien genutzt.

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