Alex Sanders (Religionsgründer)
Orrel Alexander Carter, geboren am 6. Juni 1926 in Birkenhead, gestorben am 30. April 1988 war ein britischer Religionsgründer. Er war neben Gerald Gardner einer der wichtigsten Personen in der Gündung der Wicca-Religion. In dieser Gemeinschaft war er der Begründer der zweitältesten Traditionslinie Alexandrian Wicca. Von seinen Anhängern wurde er zum König der Hexen ausgerufen. Sanders war zweimal verheiratet und hat aus jeder Ehe zwei Kinder.
Kindheit
Kurz nach seiner Geburt zogen seinen Eltern nach Manchester. Dort änderten sie ihren Namen offiziell von Carter in Sanders. Alex war das älteste von insgesamt 6 Geschwistern. Sein Vater Harold Sanders war Alkoholiler und arbeitete als Unterhaltungsmusiker. Als Alex Sanders 7 Jahre alt war, übersiedelte die Familie Sanders nach Charlton. Aufgrund der hohen finanziellen Belastung, die aus der Übersiedelung folgende, musste seine Mutter als Putzkraft arbeiten, während sein Vater tagsüber privaten Musikunterricht erteilte.
Initiation
Als Jugentjicher behauptete Alex Sanders der letzte Abkömmling eines alten walisischer Hexen Geschlechts zu sein. Er sei schon als Kind von seiner Großmutter in die Hexenkunst eingeführt worden und zur Hexe geweiht worden. Das Buch der Schatten seiner Großmutter habe er nach deren Tod sofort vernichtet.
Patricia Crowther, die Hohepriesterin von Gerald Gardners Wicca Coven, erzählt eine völlig andere Geschichte. In Briefen habe Alex Sanders ihr 1961 geschrieben, dass er Interesse an Okkultem habe, aber noch nicht als Hexe initiiert sei. Auch Sanders selbst bestätigte 1962 in einem Interview, dass er erst seit einem Jahr als Hexe initiiert sei und in einem Hexen-Coven arbeite. Diese Aussage wurde auch von seiner Ehefrau und Hohepriesterin Maxine Sanders bestätigt. Maxine Sanders berichtete, dass Alex Sanders 1961 von einer Priesterin aus Patricia Crowthers Coven in die gardnerianische Tradition initiiert worden war und deren Buch der Schatten, wie es zur Ausbildung allgemein üblich ist abgeschrieben habe.
Bereits im Jahre 1943 wurde Sanders durch eine Bekannte in einen spiritistischen Kreis eingeführt. Dort wurde Sanders wieder nach eigenem Bericht zu einem Medium ausgebildet. Durch seine anschließenden Aktivitäten als angeblicher Wunderheiler erlangte er eine gewisse Bekanntheit.
Ehen und Depressionen
Im Jahr 1945 heiratete Alex Sanders seine erste Frau Doreen. Seiner damaligen Frau verschwieg er seine Tätigkeiten bei okkulten Gemeinschaften. In der Ehe bekamen sie 2 Kinder, Paul und Janice. Die Ehe ging in die Brüche und 1952 verließ seine Frau endgültig. Sanders wurde depressiv und seine Schwester Joan musste sich um ihn kümmern. Danach lebte Sanders als Ziehsohn bei einem reichen Ehepaar, dessen eigener Sohn verstorben war. Nach dem Tod seiner Schwester zog er zu deren Ehemann Eric. Erst im Jahr 1959 zog Sanders in eine 2 Zimmerwohnung und begann in einem Bekleidungsgroßhandel zu arbeiten. In diesem Betrieb wurde er bald zum Abteilungsleiter befördert.
Nachdem sich sein Zustand nach einem Jahr besserte suchte er den Kontakt zu anderen Hexen. Durch Initiation mehrerer seiner Anhänger gründete Sanders Anfang der 1960er Jahre seinen ersten Coven und legte damit den Grundstein für die alexandrische Traditionslinie. Bald darauf lernte er Maxine Morris kennen, die er zur Hohepriesterin in seinem Coven iniziierte. Privat wurde Maxine Morris zu Sanders zweiter Ehefrau. Sie heirateten nicht kirchlich, sondern vereinigten sich 1965 durch ein traditionelles Handfasting, eine sogenannte Hexenhochzeit. Einer standesamtlichen Trauung holten sie im Jahre 1968 nach. Das Ehepaar Sanders zog im gleichen Jahr 1968 nach London, wo dann noch im selben Jahr die gemeinsame Tochter Maya geboren wurde. Schon im Jahr 1971 trennte sich das Paar wieder, da sich Maxine Sanders nicht mit der Bisexualität ihres Mannes abfinden konnte. 1972 wurde dann noch gemeinsame der Sohn Victor geboren. Alex Sanders zog nach Sussex, während seine Frau mit den beiden Kindern in London blieb. Bis zu Sanders Tod verband ihn mit seiner Frau Maxine, trotz der Trennung, eine intensive Beziehung.
Wahl zum Hexenkönig, Nachfolge und Tod
Am 06. Juni 1965 erhielt Sanders eine Einladung zu einer besonderen Zeremonie. Er wurde von Hohepriesterinnen aus verschiedenen Coven für 7 Jahre zum Hexenkönig ernannt. Diese Zeremonie wurde nach Ablauf der ersten 7 Jahre 1972 und nach Ablauf der zweiten und dritten 7 Jahre 1979 und 1986 wiederholte. Damit beanspruchte er die Nachfolge von Gerald Gardner, der den Wicca-Kult ins Leben gerufen hatte. Viele Wicca-Anhänger lehnten diesen Anspruch allerdings strikt ab und nach einigen Streitigkeiten kam es zur Spaltung von Wicca in die gardnerianische Traditionslinie und die alexandrische Traditionslinie.
Alex Sanders bestimmte seinen Sohn Victor, geboren 1972 als seinen Nachfolger, womit er eine Tradition brach. Der Britain Witchcraft Council of Elders wählt den Hexenkönig. Letzt genannte Institution behauptete 100.000 Mitglieder zu haben, gilt allerdings als Erfindung von Anhängern der alexandrischen Tradition. Derek Taylor, mit dem er eine homosexuelle Beziehung führte und der 2000 unter ungeklärten Umständen ermordet wurde, sollte sich um die spirituelle Ausbildung seines Sohnes und kommenden Hexenkönigs kümmern. Victors Mutter Maxine Sanders bestätigte dass Victor nicht das geringste Interesse an der Nachfolge als Hexenkönig habe und zog nach Amerika.
Am 30. April 1988 an Beltane um 6:30 Uhr morgens verstarb Alex Sanders an Lungenkrebs.
Nach dem Tod von Sanders wurde bereits am 12. Mai 1988 bei einem Treffen der Ältesten der alexandrischen Tradition der Beschluss gefasst keinen Hexenkönig mehr zu wählen, da es dafür einmal keine Notwendigkeit und auch niemanden gebe, der für diese Aufgabe angemessen vorbereitet sei.
Wirkung
Durch einen sensationell aufgemachten Zeitungsartikel erhielt Sanders im Jahre 1969 mediales Interesse und rückte in den Blickpunkt der vorerst regionalen Medien. Auf Grund dieses Artikels verfasste June Johns 1969 ihre romantisierende Sanders-Biographie "Der König der Hexen". Es folgte eine enorme Publicity u.a. wurde 1970 ein Film "Legend of the Witches" gedreht, bei dem Sanders auch als Berater fungierte, Gastauftritte in Talkshows und Einladungen zu Vorträgen waren die publikumswirsamen Folgen dieser Zeit.
Mit den Veröffentlichungen der Fotos und Filme bekam Sanders weitere Aufmerksamkeit und er initiierte hunderte, einige Quellen berichten von tausenden von Anhängern in seine Wicca-Traditionslinie. Manche dieser neuen Mitglieder gründeten eigene Coven. Somit trug Alex Sanders dazu bei, dass der Wicca-Kult weltweit bekannt und weiter verbreitet wurde.
Der wohl berühmteste Schüler Sanders, Stewart Farrar, der von Sanders in seinen alexandrischen Coven initiiert wurde, pries ihn zunächst als bedeutenderen Magier im Verhältnis zu Gerald Gardner und stellte ihn auf eine Stufe mit Aleister Crowley. Später relativierte Farrar seine positiven Aussagen und sagte, Sanders sei sowohl ein echter Magier als auch ein Scharlatan gewesen. Dennoch pflegten Farrar und Sanders bis zu dessen Tod ein freundschaftliches aber respektvolles Verhältnis. Farrar schrieb, teilweise gemeinsam mit seiner Frau Janet Farrar, einige Bücher über das alexandrische Wicca. Inzwischen werden unter den Wicca-Anhängern diese Bücher als Standardwerke angesehen. Nach das Buch "Eight Sabbats for Witches" im Jahre 1981 veröffentlicht wurde bezeichneten sich Stewart und Janet Farrar nicht mehr selbst als alexandrische Wiccas, obwohl sie niemals diese Traditionslinie offiziell verlassen haben.
Kritik
Die alexandrische Tradition arbeitet mit der Lehre des Lebensbaumes aus der Kabbalah und übernahm das Pentagrammritual in die Ritualistik von Wicca. Beides sei, so behauptete Sanders, immer schon Teil der Hexentradition gewesen. Er habe dies Unterlagen auch nur aus dem angeblichen "Buch der Schatten" seiner Großmutter abgeschrieben oder besser geschaut. Sein eigenes Buch der Schatten, das er nach eigenen Angaben von seiner Großmutter abgeschrieben habe, zeigt vom Inhalt jedoch kaum Unterschiede zu dem Gerald Gardners. Während Gardners Tradition die Göttin Aradia und den gehörnten Gott Cernunnos verehrt. Dieses vergleichbare Götterpaar ist in der alexandrischen Tradition Aradia und Karnayna, als Synonym für Cernunnos, aber ursprünglich ein Spottname für Alexander den Großen. Ebenso findet man auch einen Text, welcher der "The Charge of the Goddess" von Doreen Valiente sehr ähnelt.
Diese Umstände ergaben schon bald den Vorwurf, Sanders habe das gardnerianische "Buch der Schatten" kopiert und nur geringfügig modifiziert und außerdem die ganze Geschichte um seine Initiation durch die Großmutter nur als Legende erfunden, um den Ursprung seiner Lehren vom Gardnerianischen Wicca zu leugnen. Dies ist auch die einstimmige Auffassung aller unabhängigen historischen Untersuchungen zur Geschichte von Wicca z. B. von Ronald Hutton und Philip Heselton. Sanders Ehefrau Maxine bestätigte im Laufe der Zeit, dass Alex Sanders sein Buch der Schatten wie üblich vom gardnerianischen Buch der Schatten des Covens, in den er 1961 initiiert wurde, abgeschrieben habe. Maxine Sanders bestätigte weiter, dass die Geschichte von Sanders Initiation durch seine Großmutter nicht der Wahrheit entspreche, sie bestätigte aber, dass er durch seine Großmutter in der "Hexenkunst" unterwiesen worden sei.
1979 verkündete Alex Sanders, dass er Wiedergutmachung gegenüber der Hexengemeinde anbieten möchte. Dies soll für verschiedene Verletzungen und öffentlichen Dummheiten sein, die er in der Vergangenheit verursacht habe. Zudem wünsche er, dass die Differenzen innerhalb der Wiccas beigelegt werden sollten und alle Wiccas sich "in brüderlicher Liebe im Angesicht der Göttin und des Gottes vereinen" sollten.
Trotzdem diese Wünsche 9 Jahre vor seinem Tod geäußert wurden findet sich keine offizielle Reaktion von Wiccas.